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Presse

Schönstatt-Bewegung

1.7.2020 Für den Gründer der Schönstatt-Bewegung Josef Kentenich läuft seit 1975 ein Seligsprechungsprozess. Nun wird bekannt, dass Schwestern der von Kentenich gegründeten Marienschwestern Vorwürfe systematischen Machtmissbrauchs und sexuellen Missbrauchs in einem Fall gegen Kentenich erhoben haben. Dies geht aus Dokumenten aus der Amtszeit von Papst Pius XII. (1939-1958) hervor. Vatikanische Visitatoren stufen die Vorwürfe als glaubwürdig ein. Kentenich werde in den Berichten um 1950 als hochgradig manipulativ und die Schwestern in ihrer Gewissensfreiheit planmäßig behindernd beschrieben. Der Vatikan schickte Kentenich 1951 ins US-amerikanische Exil. Paul VI. soll ihn 1965 rehabilitiert haben.

2.7.2020 P. Juan Pablo Catoggio,Präsident des Schönstatt-Werkes, schreibt, dass die Vorwürfe gegen den Gründer, P. Kentenich, in der Exilszeit von Kentenich überprüft worden seien und entkräftet wurden. Auch im Kontext des 1975 eröffneten Seligsprechungsverfahren seien die Vorwürfe erneut aufgegriffen und geklärt worden. Weder wäre das Exil beendet noch eine Unbedenklichkeitserklärung zur Eröffnung des Seligsprechungsverfahrens ausgesprochen worden, wenn es Zweifel an der moralischen Integrität von Kentenich gegeben hätte.

3.7.2020 Die Darstellung der Tagespost weist darauf hin, dass die Vorwürfe belegt und glaubwürdig sind. Siehe auch hier und hier.

7.7.2020 Das Bistum Trier will eine neue Historikerkommission einrichten, die die zugänglichen Unterlagen zu P. Kentenich prüfen sollen.

3.8.2020 Archivfunde belegen, dass der des Missbrauchs beschuldigte Schönstatt-Gründer Kentenich nie rehabilitiert wurde. Dies ist einem Schreiben des damaligen Präfekten der Glaubenskongregation, Joseph Ratzinger, an den Generalrektor der Pallottiner, Pater Ludwig Münz, aus dem Jahr 1982 zu entnehmen.  Ratzinger schrieb u.a.: „Die Glaubenskongregation ist nicht der Meinung, dass die Beanstandungen, die der Apostolische Visitator seinerzeit an Lehre und Tätigkeit P. Kentenichs machte, ein bedauerlicher Irrtum gewesen seien und auf falschen Informationen beruhten.“ Kardinal Alfredo Ottaviani soll 1971 als Präfekt der Glaubenskongregation Kentenich um Verzeihung gebeten haben für alles, was ihm angetan worden sei.

Kommentar: Warum das Bistum Trier ein Seligsprechungsverfahren für einen Mann, der des Machtmissbrauchs und des sexuellen Missbrauchs glaubwürdig beschuldigt wurde, einleitet, ist unverständlich. Ebenso unverständlich ist, warum eine Historikerkommission bis 2007 das Seligsprechungsverfahren betrieben hat, obwohl doch bereits 1982 von der Glaubenskongregation festgestellt wurde, dass Kentenich seine Macht missbraucht hat.

 11.8.2020 In die unklare Kommunikation zwischen dem Vatikan und der Schönstatt-Gemeinschaft war auch Kardinal Errazuriz involviert, dem Vertuschung sexuellen Missbrauchs in Chile vorgeworfen wird.

 12.8.2020 Inzwischen tauchte im Fall Kentenich die Abschrift eines Briefs des Münsteraner Bischofs Joseph Höffner vom 24. Januar 1965 an „einige deutsche Bischöfe“ auf, in dem Höffner schreibt: „Der Heilige Stuhl hat die einschränkenden Bestimmungen, denen H. H. Kentenich und das Schönstattwerk bisher unterstanden, aufgehoben.“ Bislang war ein Schreiben von Kardinal Ratzinger vom 2.4.1983 (!) bekannt, in dem Ratzinger als Präfekt der Glaubenskongregation eine Rehabilitierung Kentenichs zurückweist.

27.8.2020 Die nach der Öffnung des vatikanischen Archivs bekannt gewordenen Dokumente zur apostolischen Visitation des Schönstattwerks und des Gründers Josef Kentenich, die das Pontifikat von Papst Pius XII. (1939–1958) umfassen, waren nicht Gegenstand des Seligsprechungsverfahrens. In den Dokumenten ging es um Vorwürfe geistlichen Missbrauchs und eines Falles von sexuellem Missbrauch durch Kentenich. Der Seligsprechungsbehörde lagen lediglich die Aussagen Kentenichs zu den Vorwürfen vor.

26.10.2020 Alexandra von Teuffenbach legt eine Dokumentation über den Machtmissbrauch von Josef Kentenich, Gründer der Schönstattschwestern, über den von ihm initiierten und geförderten Personenkult und über seine Grenzüberschreitungen vor. Sie schreibt vor allem aus der Perspektive der Betroffenen. Der Trierer Historikerkommission, die im Auftrag des Bistums Trier die diözesane Phase zum Seligsprechungsverfahren betrieb, lagen diese Kenntnisse vor. Die Historikerkommission beendete 2007 ihre Arbeit, ohne die Aussagen so vieler Frauen über ihren Missbrauch durch Kentenich zu berücksichtigen und ohne ein Ergebnis.

„Vater darf das!“ Eine Archivdokumentation. Sr. M. Georgina Wagner und andere missbrauchte Schönstätter Marienschwestern. Eingeleitet und zusammengestellt von Alexandra von Teuffenbach, Bautz Verlag, Nordhausen 2020, Isbn 978-3-95948-494-7

28.10.2020 Dr. Bernd Biberger, Generaldirektor und Sr. M. Aleja Slaughter, Generaloberin der Schönstätter Marienschwestern, wehren sich gegen die Darstellung von sexuellem Missbrauch und Machtmissbrauch ihres Gründers Kentenich durch die Kirchenhistorikerin Alexandra von Teuffenbach: „Aussagen – auch wenn sie archiviert sind – stellen noch keine Fakten dar. Die Glaubhaftigkeit von Aussagen sowie eventuelle Motive, die zu einer Aussage führten, bedürfen einer umfassenden Untersuchung. Gründliche historische Forschung hat die verschiedenen Aspekte und Sichtweisen sowie den Gesamtkontext zu berücksichtigen, bevor sie zu einer Bewertung kommt. Die vorliegende Dokumentation lässt diese Arbeitsweise vermissen.“

2.11.2020 Die Kirchenhistorikerin Alexandra von Teuffenbach weist die die Vorwürfe der Schönstätter Marienschwestern zurück, ihre Sammlung von Archivfunden über den Gründer Josef Kentenich sei einseitig. Das Archiv der Marienschwestern sei für wissenschaftliche Forschung verschlossen. Von Teuffenbach berichtet, dass die von ihr dokumentierten Aussagen und ähnliche Fälle in keiner Veröffentlichung der Schönstatt-Bewegung erwähnt werden. Unterlagen darüber müsse es geben, weil die ausgetretenen Schwestern ihren Austritt schriftlich begründen mussten. Anders als in der Stellungnahme des Schönstatt-Generalpräsidiums dargestellt sei die Veröffentlichung rechtlich zulässig. Das Generalpräsidium hatte behauptet, dass niemand befugt sei, Zeugenaussagen zu veröffentlichen. Zeugen unterlägen bezüglich ihrer eigenen Aussagen nicht der Geheimhaltungspflicht. Von Teuffenbach fragte auch, wie der Generalpräsident Catoggio sagen könne, dass die Aussagen im Seligsprechungsprozess „in ihrer Bedeutung ausgewertet und ernst genommen“ wurden, wenn eine solche Bewertung doch nur den zur Geheimhaltung verpflichteten Beteiligten am Seligsprechungsverfahren möglich sei.

3.5.2022 Bischof Ackermann, Bistum Trier, hat die Seligsprechung des Schönstatt-Gründers Pater Josef Kentenich vorerst abgesagt, bis alle Missbrauchsvorwürfe geklärt seien. Er könne nicht einen Seligsprechungsprozess für eine Person fortführen, „gegen die Anschuldigungen vorliegen, die derzeit nicht sicher entkräftet werden können“. Die Kirchenhistorikern Alexandra von Teuffenbach hatte eine Archivdokumentation („Vater darf das!“) vorgelegt, in der Missbrauchsvorwürfe gegen Kentenich vorgebracht wurden. Außerdem wurde bekannt, dass Kentenich zwischen 1958 bis 1962 einen Menschen in den USA, Milwaukee, sexuell missbraucht haben soll.

6.7.2022 Missbrauchsvorwürfe gegen den Schönstatt-Gründer Joseph Kentenich aus seiner Zeit in Milwaukee (1952 bis 1965) können nach Ansicht des durch den Trierer Bischof Stephan Ackermann mit der Untersuchung beauftragten Anwalts nicht abschließend bewertet werden, weil Schlüsselzeugen inzwischen verstorben sind. Die Schönstatt-Bewegung wusste eigenen Angaben zufolge ab 1997 von den Vorwürfen, habe jedoch keine genaue Kenntnis des Vorgangs und der Akten gehabt. Der Betroffene, der zum mutmaßlichen Tatzeitpunkt minderjährig war, hält dem Bericht zufolge „vehement“ daran fest, dass er vor über 60 Jahren von Kentenich sexuell missbraucht worden sei.

3.3.2023 Einem Mainzer Diözesanpriester wird als sog. „Schönstatt-Priester“ vielfacher sexueller Missbrauch im Rahmen einer seelsorglichen Begleitung vorgeworfen. Bereits 2004 gab Schönstatt die Information nur unzureichend an das Bistum weiter. „Auch noch nach 2010 versucht der damalige Freiburger Erzbischof Zollitsch, ebenfalls ein Mitglied der Schönstatt-Bewegung, eine Betroffene zu überzeugen, eine Öffentlichkeit zu vermeiden.“ Mainzer Studie S. 615 ff