7.6.2023 Auf dem Evangelischen Kirchentag in Nürnberg sind über 2.000 Veranstaltungen geplant. Vier davon beschäftigen sich mit dem Thema Missbrauch in kirchlichem Kontext: eine Diskussionsrunde, ein Gottesdienst und zwei Selbsthilfe-Treffs für Betroffene. Eine Betroffene – Dörte Münch – meldete sich 27 Jahre später bei der Kirche. An der Basis habe sie noch gute Erfahrungen gemacht, je höher in der Hierarchie sie vermitteln wollte, dass ist Unrecht geschehen ist, desto eher wurde sie ignoriert. Kein Verantwortungsträger habe ihr ein Gespräch angeboten. Bislang hat die Evangelische Kirche nicht über die Anzahl der Täter informiert. Opfer werden nur gezählt, wenn sie Anerkennungsleistungen beantragen. Quelle: www1.wdr
6.6.2023 Von 1956 bis 1986 soll der Jugendwart Kurt Ströer der Moritzburger Gemeinschaft Schutzbefohlene sexuell missbraucht haben. Nach seinem Tod 2013 noch wurden in einem Nachruf der Gemeinschaft der Diakone und Diakoninnen der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens seine Verbrechen nicht erwähnt, obwohl einzelne Straftaten bereits bekannt waren. Betroffene gründeten Ende März eine „Initiativgruppe Missbrauchsaufarbeitung und -prävention“. Sie beklagen, dass sie bisher kaum in den Aufarbeitungsprozess eingebunden wurden. Quelle: evangelisch.de
2.6.2023 Bischöfin Beate Hofmann, Evangelische Kirche Kurhessen-Waldeck, spricht im Interview über Schwierigkeiten und Herausforderungen im Umgang mit sexualisierter Gewalt. 2022 war von mindestens 40 Fällen die Rede. Durch eine Untersuchung von 4.000 Personalakten wurden 34 Täter und zehn Fälle mit Erwachsenen identifiziert. Die Landeskirche hat Anhaltspunkte für 180 bis 200 Betroffene seit 1945>. Die Opferzahlen haben sich also nahezu verfünffacht. Quelle: hna
30.4.2023 Eine stärkere Beachtung des Leides der Betroffenen fordert Thomas Zippert, Koordinator zum Thema sexualisierte Gewalt in der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck. Alles andere wäre Verrat am Auftrag der Kirche, sagt er. Quelle: Domradio
20.4.2023 Die evangelische Landeskirche Bayern weiß von derzeit 211 Fällen sexueller Gewalt und weiteren 30 Fälle sexueller Belästigung am Arbeitsplatz. In diesen Zahlen sind alle Grenzverletzungen mit sexuellem Hintergrund erfasst, die sich gegen Kinder, Jugendliche oder Erwachsene richteten. Bislang hat die bayerische Landeskirche knapp 1,4 Millionen Euro an die Opfer ausgezahlt und 45 000 Euro Therapiekosten übernommen. Quelle: Süddeutsche
4.4.2023 In der Evangelischen Landeskirche von Kurhessen und Waldeck hat „Markus“ (Pseudonym) den sexuellen Missbrauch durch einen früheren Fuldataler Pfarrer bei der Kirche angezeigt, die ihn vor Kurzem öffentlich machte. „Markus“ beschreibt das Vorgehen des Pfarrers und nennt es „eine Art Gehirnwäsche“. Auch die Folgen für sein Leben erzählt er. Viele seiner Freunde, die er nach seiner Aussage anrief, sagten: „Endlich! Endlich macht’s einer.“ Quelle: hna
30.3.2023 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Bergischen Universität Wuppertal und der Fachhochschule Potsdam haben die Vorgänge im Martinstift in Moers, einem evangelischen Schülerheim der Evangelischen Kirche im Rheinland, unter Beteiligung Betroffener untersucht. In den 1950er Jahren lebten etwa 70 Jungen zwischen zehn und 20 Jahren dort. Der damalige Leiter Johannes Keubler war Pharmazeut und Gymnasiallehrer. Er schlug die Schüler, setzte sie psychisch unter Druck und missbrauchte sie sexuell. Im Mai 1956 wurde er zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt. Um die Opfer hat sich niemand gekümmert. Die Studie fragt auch nach der Verantwortung der damaligen Institutionen und dem Umgang der Evangelischen Kirche heute mit dem Thema. Quellen: presse.ekir Tagesschau
28.3.2023 Bei der Landessynode der Landeskirche Bayern saßen erstmals Betroffene auf dem Podium, die beiden Mitglieder des Beteiligungsforums Karin Krapp und Detlef Zander. Krapp fragte: „Welche Rolle spielt das Thema sexualisierte Gewalt bei der Wahl einer Bischöfin?“ In der Landeskirche Bayern sind 211 Fälle von sexualisierten Übergriffen und Gewalt gegen Kinder und Erwachsene bekannt, hinzu kommen 30 Fälle sexueller Belästigung am Arbeitsplatz. Die Fälle reichen bis in die 1950er-Jahre zurück. Die Landeskirche hat an 62 Personen Leistungen von insgesamt 1.4 Millionen Euro gezahlt, pro Person zwischen 5000 und 50.000 Euro. Quelle: Süddeutsche
27.3.2023 Die EKD hat ein Forscherteam der Humboldt-Universität Berlin beauftragt, den Zusammenhang zwischen sexualpädagogischen Vorstellungen und sexualisierter Gewalt seit 1945 untersuchen. Die Zusammenhänge zwischen verschiedenen pädagogischen Auffassungen und Missbrauch sollen beleuchtet werden. Bis Ende Juli soll eine Vorstudie abgeschlossen sein. Finanziert wird die Vorstudie von der EKD und den Landeskirchen in Bayern, in Hannover, in Hessen und Nassau sowie im Rheinland. Quelle: evangelisch.de
27.3.2023 Mehrere Opfer sexuellen Missbrauchs in der Landeskirche Sachsen verlangen Offenheit der Landeskirche und die Einbeziehung ihrer Erfahrungen in die Aufarbeitung. Sie verlangen ein Schuldbekenntnis der Institution. Betroffene können sich inzwischen austauschen. Ein ehemaliger Diakon berichtet, dass er vor etwa zehn Jahren den Missbrauch durch den Diakon Ströer, der mindestens 33 Opfer hatte, beim Landeskirchenamt angezeigt habe. Die Landeskirche veröffentlichte den Fall von Ströer erst 2021. Sie beabsichtigt, nach der Veröffentlichung der Studie ForuM auch Betroffene in die Aufarbeitung einzubeziehen. Quellen: ntv Zeit
27.3.2023 Der frühere Polizeikommissar Hans-Jürgen Wallat hat bei seiner Untersuchung der Personal- und Disziplinarakten in der Evangelischen Kirche der Pfalz vier Missbrauchsfälle gefunden, die der Landeskirche bislang nicht bekannt waren. Insgesamt sind der Unabhängigen Aufarbeitungskommission bisher neun Missbrauchsfälle bekannt. Von 1947 bis 2022 gab es 43 Verdachtsfälle unterschiedlicher Schwere, die sich nicht alle bestätigten. Wie viele der Fälle sich bestätigten, ist unbekannt. Quelle: Domradio
25.3.2023 In Ihringshausen, Landeskirche von Kurhessen-Waldeck, hat ein ehemaliger Gemeindepfarrer Kinder und Jugendliche missbraucht. Er war dort bis Mitte der 1980er Jahre eingesetzt. Bislang sind fünf Betroffene bekannt. Die Landeskirche geht von weiteren Betroffenen aus. Der Gemeindepfarrer wurde von einem kirchlichen Disziplinargericht verurteilt. Er verliert seine Versorgungsansprüche und seine Ordinationsrechte. Die Landeskirche will weitere Stationen des früheren Pfarrers kritisch beleuchten. Die Landeskirche will einen „von unabhängigen Experten“ begleiteten Aufarbeitungsprozess starten. Seit den 1950er-Jahren wurden in der Landeskirche Kurhessen-Waldeck annähernd 40 Fälle bekannt. Quelle: hna
24.3.2023 In der Landeskirche Bayern gibt es Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit von Betroffenen sexualisierter Gewalt und der Fachstelle. Quelle: DLF
16.3.2023 Wissenschaftler*innen der Wuppertaler Uni haben einen Missbrauchsskandal im evangelischen Martinsheim in Moers, Landeskirche im Rheinland, untersucht. Dort hatte es in den 50er Jahren massive körperliche und sexuelle Gewalt gegen „zahlreiche Schüler“ gegeben. Der Leiter, der studierte Pharmazeut und Gymnasiallehrer Johannes Keubler, war 1956 zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt worden. Den Opfern wurde damals aber kaum geholfen. Die Untersuchungsergebnisse werden am 30.3.2023 vorgestellt. Quellen: radiowuppertal www2.ekir
18.2.2023 Ein Mann aus dem Kreisteil Hofgeismar, Landeskirche Kurhessen-Waldeck, erzählt seine Geschichte von Missbrauch durch einen Jugenddiakon in den 60er-Jahren. Der Landeskirchliche Koordinator zum Thema sexualisierte Gewalt, Pfarrer Dr. Thomas Zippert, beschreibt den langwierigen Lernprozess der Kirche. Quelle: hna
2.2.2023 Im Evangelischen Kirchenkreis Hofgeismar-Wolfhagen berichtete ein Betroffener von sexueller Gewalt durch einen kirchlichen Mitarbeiter in den Jahren zwischen 1989 und 1993. Der Beschuldigte ist verstorben. Quelle: hna
22.1.2023 Der Bischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), Friedrich Kramer, will Missbrauchsbetroffenen mehr Gehör verschaffen. Bisher seien 30 Missbrauchsfälle seit 1945 im Bereich der heutigen EKM bekannt geworden. Quelle: stern
21.1.2023 Im Kirchenkreis Bielefeld, Evangelischen Kirche von Westfalen, wurde ein früherer hauptamtlicher Jugendmitarbeiter des sexuellen Missbrauchs angezeigt. Nun hat der Evangelische Kirchenkreis Bielefeld Fehler eingeräumt. Die Vorfälle sollen sich zwischen 2006 und 2012 ereignet haben. Im August 2021 erstattete Superintendent Christian Bald Strafanzeige. Nun taucht in der Gemeinde, der Jugendarbeit und der Kirchenkreisleitung die Frage auf, ob „innerhalb unserer Strukturen möglicherweise nicht genau genug hingeschaut“ worden sei. So sei ein Projekt des
Jugendmitarbeiters genehmigt worden, bei dem Kindern und Jugendlichen Nacktheit und Körperlichkeit näher gebracht werden sollte. Zunächst sollte nur eine Sauna gebaut werden. Später gab es dort gemeinsames Duschen, gegenseitige Massagen und Berührungen im Intimbereich gegeben. Der Jugendmitarbeiter wurde gefeiert und seine Projekte wurden hingenommen. Quelle: idea
17.1.2023 Der Präses der evangelischen Landeskirche Rheinland, Thorsten Latzel, wünscht sich mehr Fortschritt bei der Aufarbeitung sexuellen
Missbrauchs in der Evangelischen Kirche. Quelle: Neues Ruhrwort