© CL
Vertrauen
Das Kind hat’s verloren, ist in Angst aufgewachsen
ohne Liebe und Respekt
der jungen Frau war‘s Nein versagt
das Mädchen, die Frau
mit Füßen getreten, geleugnet, missbraucht
Wie soll ich nun Vertrauen wagen
in Menschen, Gott, den eigenen Körper?
woher das Wissen nehmen, dieser Mensch, der tut mir gut
der Körper kraftlos und erschöpft
auch wenn er mein Zuhause ist, mich birgt und Leben möglich macht
versagt er oft den Dienst, den Wunsch nach Wohlgefühl
Mir bleibt die Sehnsucht, die habt ihr mir nicht zerstört
die Ahnung, dass da auch für mich, mein Leben
irgendwann und irgendwo irgendetwas Gutes ist
Gott, Leben, Heimat und Vertrau‘n
so sandkornklein, gewagt, verschwendet
in etwas, das mich hält und trägt,
unsichtbar, glaubwürdig, real
Vertrauen in die größ‘re Macht, die Leben schenkt und nimmt,
die fügt, verbindet und entzweit,
im Schaukeln von Bewegung, Ruhe, Dunkel, Licht
Gemeinschaft und der Einsamkeit.
Was bleibt mir als zu hoffen, ringen, schreien
Gott bitten, dass endlich, endlich ich vertrau und leben kann, so richtig leben.
Christiane 03.2022
Mit Gott auf der Bank am See
© Pixabay - Bild von Steve Buissinne
14.4.2019
ich links, Gott rechts, dazwischen zwei menschbreit Luft
zwei dicke Menschen, dicke Frauen, richtig dicke Frauen
ich schweige, Gott schweigt
ich denke, Gott schweigt
unsichtbar, lautlos, kein Wort, kein Gefühl
trotzdem Gott
ein scheuer Blick nach rechts: Leere
was nützte es mir, du wärest da
was nützte es mir, dir zu vertrauen
darf ich so fragen
was, wenn ich dir glaube und du bist wieder nicht da
wenn Schmerzen mir die Sinne vernebeln, Verzweiflung und Angst das Leben zerstören
und du bist wieder nicht da
wenn ich die Scherben und Wunden, den Ekel, die Scham und Schuld spüre, für das, was andere mir antaten und du bist nicht da
verstummen, versteinern
ich links, du rechts, Gott, du und dein Schweigen
ist das Beziehung Gott
ist das Liebe
ist das dein „ich bin da"
ich links ...
Amseln singen, Lärchen zwitschern, Autos rauschen, Glocken in der Ferne, ein Fisch schnappt nach Fliegen
Gott rechts ...
© CL
Psalm
Hilf Gott in unsrer Not
Wie oft zerspringt die Seele
in tausend der Erinnerungssplitter
ertrinkt in ihren ungeweinten Tränen
verliert den Boden
fällt und fällt.
Gott, du unbegreiflich, schweigend, unsichtbare Kraft
Man sagt, du seist allmächtig
willst uns stets Gutes, Leben, Liebe
doch wenn das stimmt
dann seh ich’s nicht.
Um mich herum Zerstörung, Missbrauch und Gewalt
du greifst nicht ein
lässt uns allein.
Du siehst sie doch, die blauen Flecken
geschund’ne Körper
tief verstecktes Leid
du spürst die angsterstarrten Kinderseelen
verzweifelt wütende Erwachsene
du weißt um das bedrohte Leben
in mir und meinem Gegenüber
du hörst die Klagen, Schreie, Bitten
und greifst nicht ein.
Warum, oh Gott?
Ich schau hinaus
weit über mich hinweg
such meinen Weg,
den Ruf, dem ich nun folgen soll
den Menschen, der mir nahe ist
dem ich vertrau, der mich nun braucht
Ich such dich, Gott, du Lebenskraft
im Mensch, im Wind
im Tier, der blühenden Natur
im Tanz und Paukenschlag
in Farbe, Wort und der Musik.
Nein, ich versteh dich nicht
und trotzdem
weiß ich es genau, ganz tief in mir
du bist im Leben, Sterben,
Freud und Leid
du bist bei mir, ich bin bei dir
© CL